Fohlenwelt, Mönchengladbach

Es gibt in der Fohlenwelt einen Ausstellungsbereich, der den Fans die Möglichkeit bietet, ihre ganz persönliche Geschichte mit der Borussia zu erzählen. Bei unserem Besuch hing in diesem Bereich ein Wimpel, der auf den ersten Blick recht normal aussah, wie aus dem Fanshop eben. Wer an diesem Wimpel vorbeigeht, der wird keine Notiz von ihm nehmen. Es ist nicht der Wimpel aus dem legendären DFB-Pokal-Endspiel 1973 gegen Köln (den findet man weiter vorne in der Ausstellung) und auch kein anderes Erinnerungsstück aus einem der großen Endspiele der Borussia.

Und trotzdem hat dieser Wimpel einen besonderen Hintergrund. Er erzählt die Geschichte eines Fans aus Magdeburg, der 1981 beim Spiel der Gladbacher in Magdeburg ein Fohlen-Echo aus der Hand von Frank Mill bekam – „gegen den Willen der rigorosen Volkspolizisten, denen die Begeisterung der DDR-Bürger für den Fußballverein aus dem Land des Klassenfeindes nicht recht ist“, wie es auf der Tafel neben dem Wimpel heißt. Der Anhänger bringt das Fohlen-Echo heil nach Hause, zerschnippelt es und erstellt auf der Grundlage eines Fotos den besagten Wimpel mit Schere, Kleber und Butterbrotfolie. „Wer nicht an die Artikel aus dem Fanshop kommt, der bastelt sich welche“, steht auf der Tafel.

Die Liebe kennt keine Stasi

Einige Jahre später lässt sich der Fan aus Sachsen-Anhalt zum Pokal-Endspiel 1984 eine Fahne von seiner Nachbarin nähen, ein befreundeter Glasmaler erstellt ihm einen Borussia-Teller. Und da die Liebe grenzenlos ist, bringt der Briefkontakt zur Geschäftsstelle einen Eintrag in die Stasi-Akte ein.

Die Vereinshistorie der Borussia erzählt viele bekannte Geschichten. Die vom Pfostenbruch aus dem April 1971. Die vom Büchsenwurf ein knappes halbes Jahr später. Oder die von Netzers Selbsteinwechslung im Pokal-Endspiel 1973. Und eben jene unbekannte Geschichten wie die vom Wimpel-Bastler aus Magdeburg. Es liegt in der Natur der Sache, dass den großen Endspielen und den nicht minder bitteren Tragödien entsprechende Räume geboten werden, aber dass ein Verein noch viel mehr ist, zeigt diese eine Vitrine mit dem Wimpel.

Das ist kein Museum, sondern eine Erlebniswelt.

Rolf Königs, Präsident von Borussia Mönchengladbach

Darüber hinaus ist das Vereinsmuseum respektive die Erlebniswelt (wie das Stadion) der heilige Ort der Sehnsüchte, Träume und Erinnerungen für alle treuen Anhänger. Wer auf die Frage nach der einzig wahren Borussia mit „Mönchengladbach“ antwortet, der kann in der Fohlenwelt nichts verkehrt machen, Dortmunder und alle anderen Fans werden in der über 1000 Quadratmeter großen Ausstellung nicht enttäuscht. Allerdings ist der Besuch in der Fohlenwelt nicht ganz günstig, während die Borussia den Bayern auf sportlicher Ebene erst langsam wieder gefährlich wird, bezahlt man in beiden Museen stolze 12 Euro Eintritt – und damit mehr als doppelt so viel wie in Hamburg, Schalke oder Bremen.

Durch die Ausstellung mit Joko Winterscheidt

Dafür gibt es aber auch einen kostenlosen Audioguide, der durch die Ausstellung führt. Das ergänzende Angebot ist mehr als gelungen, so erzählt beispielsweise Joko Winterscheidt von seinen Kindheitserlebnissen mit Uwe Rahn. Es ist eine der unbekannten Geschichten der Borussia. Genauso wie die vom Wimpel-Bastler aus Magdeburg.

Anschrift: Fohlenwelt, Hennes-Weisweiler-Allee 1, 41179 Mönchengladbach

Internet: https://museum.borussia.de/de/

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